Roadrunner. Unterwegs in der Stadt

Klaus Wohlmann ist ein Fotograf, der immer unterwegs ist. Mit den Beinen und den Augen. Am liebsten in der Stadt. Ob Köln, Duisburg, Hamburg, Wuppertal, Aachen, Münster oder Berlin, ob Brüssel, Den Haag, Dijon, Lyon, Bilbao, Catania, Strasbourg oder Luxemburg, ob Porto, Lissabon, Havanna, Ljublijana oder Rom. Stets getrieben von unstillbarer Neugier und der kreativen Lust an Begegnungen macht er sich mit der Kamera auf den Weg. Mit dem Ziel, Dokumentarisches, Flüchtiges und Zufälliges zu entdecken und einzufangen.

In seinem neuen Fotoband „Roadrunner“ nimmt uns der Kölner auf 84 Seiten mit auf seine ganz persönliche Reise durch das Kaleidoskop der Stadt. Die 79 Schwarzweiß- und Farbaufnahmen zeigen die Banalität des Alltäglichen, Architekturen aus ungewöhnlichen Perspektiven, skurrile Collagen von Formen und Linien, humorvolle Schnappschüsse, Kunst und Chaos, Bewegung und Stillleben. Und immer ist der Mensch als Protagonist oder Statist ein unverzichtbares Element dieses besonderen fotografischen Stadtbummels.

Klaus Wohlmann ist weder Voyeur noch neutraler Beobachter, weder Reiseführer noch Soziograph.Seine atmosphärisch intensiven Bilder verdichten vielmehr die vielseitigen Facetten einer Stadt in subjektive Ausschnitte. Individuelle Momentaufnahmen, die Seite für Seite voller Respekt und Faszination für das Gesehene und Erlebte Geschichten erzählen, Eindrücke vermitteln, Emotionen wecken. Ein Bildband wie das Leben in den Straßen dieser Welt.

Heino Schütten

A Roadrunner with Patience

79 Fotos aus den Städten Europas, die meisten davon zu korrespondierenden Paaren arrangiert. Eine fulminante Reise durch die Welt der Streetphotography von Klaus Wohlmann. Eine Welt, die uns vertraut scheint und doch auf inspirierende Weise neu ist.

Warum ist das so?

Es muss damit zu tun haben, dass uns die Bilder Vertrautes neu sehen lassen, die Banalität des Alltäglichen, wie Heino es im Vorwort genannt hat, veredeln. Dazu braucht es einen geschulten Blick. Und Geduld. Und Respekt. Ich stelle mir Klaus Wohlmann als Flaneur vor, als jemanden, der geduldig verharrt und schaut, was ihm die Bühne des Alltags zu bieten hat. Eben als Roadrunner mit Geduld.

Natürlich ist es ein Genuss, sich von den Bildern überraschen zu lassen, herauszufinden, wie die Doppelseiten korrespondieren und sich die Geschichten hinter den Fotos auszumalen. Aber das wäre ein vergleichsweise kurzer Genuss. Das Spannendste ist es vielleicht, den Blick auf die Bühne des Alltags für sich selbst zu übernehmen. Mir gefällt die Vorstellung, dass die Welt in jeder Sekunde unendliche viele fotowürdige Bilder produziert, von denen die allermeisten jedoch nie „gemacht“ werden und einfach wieder vergehen, nur um gleich wieder neue zu schaffen.

Ein paar davon für sich zu entdecken, egal ob mit oder ohne Kamera, ist für mich die beste denkbare Strategie gegen die Banalität des Alltags.

Frank Wassermann